Ausdauertraining im Jugendfußball der C- und D-JugendSpielformen vs. klassisches Ausdauertraining
Einleitung
Im Jugendfußball der C- und D-Jugend (12–14 Jahre) liegt der Fokus auf der Förderung grundlegender Fähigkeiten, die für die spätere Leistungsentwicklung entscheidend sind. Zu den wichtigsten physischen Voraussetzungen zählt die Ausdauerleistungsfähigkeit, die sowohl die aerobe als auch die anaerobe Kapazität umfasst. Traditionell wurde Ausdauertraining oft in Form von Läufen durchgeführt, doch moderne Ansätze favorisieren zunehmend Spielformen wie das 5-gegen-5-Spiel. Dieser Artikel untersucht die Anforderungen an die Ausdauer in Abhängigkeit von den Spielpositionen und analysiert, warum Spielformen mit Ball eine effizientere Methode zur Verbesserung der aeroben und anaeroben Leistungsfähigkeit darstellen.
1. Anforderungen an die Ausdauer im Jugendfußball
1.1 Bedeutung der Ausdauer im Jugendfußball
Die Ausdauer ist im Fußball eine Schlüsselfähigkeit, da Spieler während eines Spiels wiederholt zwischen intensiven und moderaten Belastungen wechseln müssen. Studien zeigen, dass die Laufdistanz bei Jugendspielern auf Großfeldern durchschnittlich 6–8 km pro Spiel beträgt, wobei etwa 800–1200 Meter als hochintensive Belastung absolviert werden (Bangsbo et al., 2006).
1.2 Aerobe und anaerobe Ausdauer
- Aerobe Ausdauer: Grundlage für die Wiederherstellung der Energiereserven und die Aufrechterhaltung der Belastung über die gesamte Spielzeit. Sie ist entscheidend für die Fähigkeit, sich zwischen intensiven Aktionen schnell zu erholen.
- Anaerobe Ausdauer: Entscheidend für Sprints, Zweikämpfe und schnelle Richtungswechsel. Diese Belastungen sind typisch für fußballspezifische Bewegungsanforderungen.
1.3 Positionsspezifische Anforderungen
Unterschiedliche Spielpositionen stellen spezifische Anforderungen an die Ausdauer (Stølen et al., 2005):
- Torhüter: Brauchen vor allem anaerobe Fähigkeiten für schnelle Reaktionen und Explosivkraft.
- Abwehrspieler: Kombinieren moderate Laufbelastungen mit kurzen Sprints und Zweikampfsituationen.
- Mittelfeldspieler: Haben die höchsten Laufleistungen im Team und müssen sowohl die aerobe Kapazität (für Ausdauerläufe) als auch die anaerobe Kapazität (für schnelle Konter) beherrschen.
- Stürmer: Benötigen anaerobe Fähigkeiten für explosive Sprints in Richtung des Tores, ergänzt durch moderate Laufbelastungen.
2. Trainingsmethoden für die Ausdauer im Jugendfußball
Es gibt zwei Hauptmethoden für das Ausdauertraining: klassische Übungen wie Dauer- oder Intervallläufe und moderne Spielformen, bei denen die Spieler in spielähnlichen Situationen trainieren.
2.1 Klassisches Ausdauertraining
Traditionelle Ansätze wie Dauerläufe bei gleichbleibender Geschwindigkeit oder Intervallläufe in festgelegten Belastungs- und Erholungsphasen zielen auf die Verbesserung der kardiovaskulären Leistungsfähigkeit ab (Weineck, 2019).
Vorteile:
- Effektiv für die Entwicklung der aeroben Grundlagenausdauer.
- Einfach zu steuern und individuell anpassbar.
- Besonders geeignet für Spieler, die ein geringes Fitnessniveau aufweisen.
Nachteile:
- Fehlender Bezug zur Spielsituation, wodurch Motivation und Transferleistung sinken.
- Keine Förderung technischer oder taktischer Fähigkeiten.
- Begrenzte Verbesserung der anaeroben Leistungsfähigkeit, die für fußballspezifische Anforderungen entscheidend ist.
2.2 Spielformen mit Ball (z. B. 5 vs. 5)
Spielformen sind kleine Mannschaftsspiele auf reduzierten Feldern, die sowohl technische als auch physische Anforderungen kombinieren. Durch die Veränderung von Spielfeldgröße, Spielerzahl und Regeln kann die Intensität gezielt gesteuert werden (Hill-Haas et al., 2011).
Vorteile:
- Hoher Spielbezug und Motivation durch die Einbindung des Balls.
- Fördern gleichzeitig technische, taktische und physische Fähigkeiten.
- Trainieren die Wechsel zwischen aeroben und anaeroben Belastungen, ähnlich wie im Wettkampf.
- Erhöhte kognitive Beanspruchung durch Entscheidungsfindung und Spielintelligenz.
Nachteile:
- Belastung schwerer zu kontrollieren als bei klassischen Läufen.
- Hohe individuelle Unterschiede in der Belastung je nach Aktivität und Spielniveau der Spieler
3. Vergleich der Methoden: Wissenschaftliche Evidenz
3.1 Effektivität für die aerobe Ausdauer
Studien haben gezeigt, dass Spielformen genauso effektiv – wenn nicht sogar effektiver – als klassische Dauerläufe zur Verbesserung der aeroben Kapazität sind (Dellal et al., 2012). Besonders bei Jugendspielern wurde festgestellt, dass kleinere Spielfelder und eine höhere Spieleranzahl zu einer intensiveren Beanspruchung des Herz-Kreislauf-Systems führen, was den aeroben Anpassungen zugutekommt.
3.2 Effektivität für die anaerobe Ausdauer
Spielformen sind klar im Vorteil, wenn es um die anaerobe Kapazität geht. Kurze, intensive Aktionen wie Sprints, Richtungswechsel und Zweikämpfe simulieren die Belastungen eines Spiels besser als Intervallläufe (Krustrup et al., 2003). Zudem wird die Laktattoleranz durch wiederholte Belastungsspitzen verbessert, was bei klassischen Läufen selten erreicht wird.
3.3 Langfristige Auswirkungen
Hill-Haas et al. (2011) zeigen, dass Spielformen nicht nur physische Fähigkeiten entwickeln, sondern auch die taktische und technische Kompetenz fördern. Dadurch profitieren die Spieler langfristig, da sie gleichzeitig an ihrer Spielfähigkeit arbeiten. Klassische Läufe hingegen sind rein physisch orientiert und haben keine direkte Auswirkung auf die Spielintelligenz.
4. Praxisbeispiele: Gestaltung eines Ausdauertrainings mit Spielformen
4.1 Spielformen für die aerobe Ausdauer
- Beispiel: 5 vs. 5 auf einem Spielfeld von 40 x 30 Metern.
- Belastungsparameter: 4 Minuten Spielzeit, 2 Minuten Pause, 6 Wiederholungen.
- Ziel: Verbesserung der Grundlagenausdauer durch moderate Intensität.
4.2 Spielformen für die anaerobe Ausdauer
- Beispiel: 3 vs. 3 auf einem Spielfeld von 20 x 15 Metern mit Torabschluss.
- Belastungsparameter: 1 Minute Spielzeit, 1 Minute Pause, 8 Wiederholungen.
- Ziel: Maximale Intensität und Förderung der anaeroben Kapazität.
4.3 Kombination von Spielformen und Übungen
- Ein effektives Training könnte mit einem 10-minütigen Grundlagenausdauerlauf beginnen, gefolgt von intensiven Spielformen. Dies sichert die grundlegende kardiovaskuläre Entwicklung und kombiniert sie mit fußballspezifischen Belastungen.
5. Praktische Empfehlungen für Trainer
- Spielbezug herstellen: Spielformen mit Ball sollten die Hauptmethode im Ausdauertraining sein. Sie fördern nicht nur die physische Fitness, sondern auch die Spielkompetenz.
- Intensität steuern: Die Belastung kann durch Anpassung der Spielfeldgröße, Spieleranzahl und Regeln variiert werden.
- Individualisierung ermöglichen: Achten Sie auf die Belastbarkeit der Spieler, insbesondere in der Pubertät. Spielformen können an das Niveau der Spieler angepasst werden.
- Langfristige Entwicklung fördern: Kombinieren Sie aerobe und anaerobe Belastungen, um die Spieler ganzheitlich zu entwickeln.
6. Fazit: Spielformen sind das effizienteste Ausdauertraining
Die Analyse zeigt deutlich, dass Spielformen mit Ball den klassischen Ausdauerlauf in vielen Aspekten übertreffen. Während Dauerläufe zwar eine solide Basis für die aerobe Kapazität schaffen, sind sie weit weniger effektiv für die spezifischen Anforderungen des Fußballs. Spielformen wie 5-gegen-5-Spiele fördern gleichzeitig die aerobe und anaerobe Ausdauer, während sie technische, taktische und kognitive Fähigkeiten verbessern. Zudem steigern sie die Motivation der Spieler durch ihren Wettkampfcharakter.
Trainer im Jugendfußball sollten daher verstärkt auf spielnahe Trainingsmethoden setzen, um ihre Spieler optimal auf die Anforderungen des modernen Fußballs vorzubereiten.
Literaturverzeichnis
- Bangsbo, J., Mohr, M., & Krustrup, P. (2006). Physical and metabolic demands of training and match-play in the elite football player. Journal of Sports Sciences, 24(7), 665–674.
- Dellal, A., Hill-Haas, S., Lago-Peñas, C., & Chamari, K. (2012). Small-sided games in soccer: Amateur vs. professional players’ physiological responses, physical, and technical activities. Journal of Strength and Conditioning Research, 26(3), 837–846.
- Hill-Haas, S. V., Dawson, B., Impellizzeri, F. M., & Coutts, A. J. (2011). Physiology of small-sided games training in football: A systematic review. Sports Medicine, 41(3), 199–220.
- Krustrup, P., Mohr, M., Ellingsgaard, H., & Bangsbo, J. (2003). Physical demands during an elite female soccer game: Importance of training status. Medicine & Science in Sports & Exercise, 37(8), 1242–1248.
- Stølen, T., Chamari, K., Castagna, C., & Wisløff, U. (2005). Physiology of soccer: An update. Sports Medicine, 35(6), 501–536.
- Weineck, J. (2019). Optimales Training: Leistungsphysiologische Trainingslehre unter besonderer Berücksichtigung des Kinder- und Jugendtrainings. Balingen: Spitta Verlag.